• Letzte Aktualisierung: 26.04.2011

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 Nordrhein-Westfalen

Obermarsberg - Eresburg

Eine rekonstruierte germanische Wehranlage


   
  



Die  „Fränkische Reichsannalen“  zum Jahr 772 lassen darauf schließen, dass sich bei der Eresburg , dem heutigen Obermarsberg, eine „gewaltige Säule“ befunden hatte, die Irminsul  genannt wurde. Diese auch als Irmensäule oder Irmensul bezeichnete große Holzsäule war ein altsächsisches Hauptheiligtum den Weltenbaum der germanischen Mythologie symbolisierte. Sie stand im Zusammenhang mit der Weltesche Yggdrasil aus der Edda und dem immergrünen Kultbaum des Tempels von Uppsala. Das  Jahr der ersten Erwähnung in den „Annales regni Francorum“ markiert auch die Zerstörung der Irminsul durch Karl den Großen, der seine Missionare damit beauftragte, an dieser Stelle eine Kirche zu erbauen. Nachdem der Fuldaer Abt Sturmi(us) 785 eine steinerne Basilika hatte errichten lassen, fand dort im Jahr 799 angeblich ein Treffen zwischen Karl und Papst Leo III. statt, der bei dieser Gelegenheit auch die neue Kirche geweiht habe. Das angeblich von Karl bereits 780 gegründete Kloster Obermarsberg, soll von seinem Sohn, Ludwig dem Frommen, im Jahre 826 zusammen mit der Kirche dem Kloster Corvey übereignet worden sein. Im Jahr 900 verlieh der letzte karolingische Herrscher des Ostfränkischen Reiches, Ludwig IV. „das Kind“ der im Tal unterhalb der Burg gelegenen Villa Horhusen (heute: Niedermarsberg) neben einem öffentlichen Markt auch Münz- und Zollrechte. Nachdem die Burg 1115 durch Friedrich von Arnsberg und 1145 erneut durch Volkwin von Schwalenberg zerstört worden war, ließ der Abt Thetmar von Corvey zwischen 1205 und 1208 die Befestigungen wieder aufbauen.  


Der Kölner Erzbischof und Kurfürst Engelbert  I. vom Berg veranlasste die Umsiedlung eines großen Teils der Horhusener (Niedermarsberger) auf die befestigte Eresburg (Obermarsberg). Nach und nach brachten diese auch alle Privilegien mit. Seit 1222 ist ein Bürgergericht und eine städtische Verfassung urkundlich bezeugt. Die Horhusener Münze, folgte um 1225  mit zur Oberstadt. In einer Urkunde aus dem Jahre 1229 verpflichteten sich die Bürger gegenüber dem Fürstbischof von Paderborn, Bernhard IV. zur Lippe, eine Kirche zu erbauen. Die dem Nikolaus von Myra geweihte St. Nikolaus-Kirche ,auch genannt (Bild links) wurde im September 1247 das erste Mal erwähnt. Dieser Heilige wurde insbesondere von Kaufleuten als Schutzpatron verehrt, was darauf schließen lässt, dass die Bürger beider Städte keine Bauern, sondern Handwerker und Kaufleute waren. Das Wappen von Obermarsberg   geht auf die seit dem 13. Jahrhundert in der Stadt geprägten Münzen, die den Buchstaben A neben dem Schutzheiligen Petrus zeigten zurück. Der Buchstabe "A"  soll wiederum an die erste christliche Eroberung im Land der heidnischen Altsachsen und den Beginn ihrer Mission erinnern.



Die dreischiffige Hallenkirche des St. Nikolaus zählt mit ihrem nahezu quadratischen Chor zu den besten Sakralbauten der frühen Gotik in Westfalen.
Die relativ schmucklose Westfassade (Bild links) wird durch den achteckigen Turm. Auch das Portal der Westfassade, welches nicht als Eingang dient, ist mit seinem Blendgiebel und dem schmucklosen Gewände recht einfach gestaltet. Das prächtigste der drei Kirchentore ist das Südportal (Bild Mitte). Die Säulen und ihre Kapitelle in ihrer dreifach getreppten Laibung erden durch Laub- und Rankenwerk schmuckvoll verziert . Gleiches gilt für die sich über den Spitzbogen verlängernden Archivolten. Ausgehend von den inneren Säulen bildet sich ein flacher Kleeblattbogen, in dessen Feld der Schutzpatron St. Nikolaus thront. Wie über dem Nordportal ist hier ein Radfenster mit sechs Dreipässen zu finden. Der Förderverein Historisches Obermarsberg ev. , der sich auch für die Restaurierung und den Wiederaufbau eines Teiles der alten Stadtbefestigung oberhalb des jüdischen Friedhofs engagiert wurde ein Sagenrundweg eingerichtet. Nicht der nach vorne zeigende Reiter, sondern der grüne Pfeil unter ihm weisen den Weg (Bild rechts).


Die Station des Sagenrundweges und das Straßenschild vor dem historischen Backhaus lasen an die alten Sachsen erinnern.


Das  Alte Rathaus (Bild links) wurde im kleineren Stile wieder aufgebaut, als der Originalbau von 1650. Bis 1827 als Gerichtshaus genutzt, wurde es anschließend ein Wohngebäude. Seine Renovierung erfolgte 1847. Der Großvater des heutigen Eigentümers kaufte 1922 das von einem Blitzeinschlag beschädigte Haus und setzte es wieder Instand. Am Schandpfahl, auch Pranger Kaak oder auch Kook (Bild links) genannt, wurden hauptsächlich im 16. Jahrhundert zumeist des Mund- oder Feldraubes, der Schlägereien oder Trunksucht verurteilte Delinquenten der Öffentlichkeit zur Verspottung und Abschreckung präsentiert. Anlässlich der 1200-Jahrfeier von Obermarsberg im Jahre 1972 wurde der Pranger, an dem einst die Verurteilten mit Fußfesseln und Halsband gefesselt worden waren, renoviert. Unter Mitwirkung des LWL-Landesdenkmalamt Münster wurden im Jahre 2001 weitere fachmännische Restaurierungsarbeiten, an dem seit 1922 in Privatbesitz befindlichen Schandpfahl, durchgeführt.

Zu den heute noch vorhandenen Resten der einstigen Stadtbefestigung gehört der Buttenturm (Bild links) Neben dem  Wasserturm gehörte er zu den sieben 7 Festungstürme der Stadtmauer. Sein Name leitet sich von dem Begriff  „bouten“ (außen) ab, weil er der  Außenturm der Festung war. Durch die strategische Lage des Turms, der  in seinem Inneren das heute noch zu besichtigende Verlies beherbergte, galt die Eresburg lange als schwer einnehmbar.
Nach der Zerstörung der Stiftskirche und des Benediktinerklosters im 30jährigen Krieg ließ der Stiftspropst, Kaspar von Reusche, im Jahre 1759 den Benediktusbogen (Bild rechts) errichten. Unter einem Muschelbaldachin steht die Statuette des Heiligen Benedikt.   


Die Stiftskirche St. Petrus und St. Paulus stammt in ihrer heutigen Gestalt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, nachdem ihre Vorgängerinnen, eine Holzkirche von 772 und die Basilika Karls des Großen von 785, zerstört worden waren. Das zu den ältesten Kirchen Nordrhein-Westfalens  gehörende Gotteshaus wurde im romanisch-gotischen Übergangstil gebaut. Der 53 Meter hohe Westturm stammt jedoch aus dem Jahr 1410. Sein Mauerwerk wurde nach den schweren Zerstörungen des 30jährigen Krieges, zur Gewinnung von Steinen für den Wiederaufbau der Kirch, um sieben Meter abgetragen. 1817 wurde die Kuppelspitze durch einen Brand zerstört und 1829 durch die jetzige Pyramide ersetzt.



Eine stark verwitterte Kalksteinstatue (bild links) aus der Renaissancezeit (um 1600) stellt einen gepanzerten Ritter mit Helm, langem Mantel, Schwert und Kirchenmodell dar. Im Volksmund wird sie als Rolandsstatue bezeichnet, da Karl der Große dort weilte und den Ort mit königlicher Freiheit auszeichnete. Das Kloster besaß somit Immunität, so dass derjenige, der dorthin flüchten konnte, von einer Strafverfolgung befreit war. Die Kirche auf dem Arm der Statue weist auf Karl den Großen hin, auf dessen Weisung die Basilika 785 erbaut wurde. An der Wand der Turmhalle findet sich eine bronzene Tafel, die anlässlich der 1200 Jahrfeier Obermarsbergs an Karl den Großen, Abt Sturmius und die Zerstörung der Iriminsul erinnert (Bild Mitte).
Die 1938 ausgegrabene stark stilisierte Nachbildung der Irminsul (Bild rechts), steht von Gestühl verdeckt an der Nordmauer im Kircheninneren.


Die einst neunästige Irminsul wurde nicht nur als Schmuck der Kirchenbänke übernommen (Bild links), sie fand auch allgemeinen und allegorischen Eingang in die christliche Symbolik . Thankmar, dem Halbbruder Kaiser Ottos I. (Bild rechts) nützte das Kirchenasyl wenig, denn er wurde 938 vor dem Altar durch einen Speer getötet, den ein Krieger durch ein Fenster auf ihn geworfen hatte.


Kurz hinter dem Ortsausgang Obermarsberg und 300 Meter nach dem Besucherbergwerk Kilianstollen gelangt man rechts auf das Gelände des SSV Marsberg e. V., der seit 1974 das traditionelle Bogenschießen betreibt. Neben einem Waldparcours wurde dort das Bogendorf Eresburg mit zahlreichen Kulissen und modifizierten Waffen und Utensilien errichtet, mit denen die letzten großen Abenteuer ohne Gefahr für Leben und Gesundheit  nachgespielt werden können.


Beim „Kampf um die Eresburg“   kommt alles zum Einsatz, was der mittelalterliche Erfindergeist je ersonnen hat.....