|
|
|
Die „Fränkische Reichsannalen“
zum Jahr 772 lassen darauf schließen, dass sich bei der Eresburg
, dem heutigen Obermarsberg, eine „gewaltige Säule“ befunden
hatte, die Irminsul genannt wurde. Diese auch als Irmensäule
oder Irmensul bezeichnete große Holzsäule war ein altsächsisches
Hauptheiligtum den Weltenbaum der germanischen Mythologie symbolisierte.
Sie stand im Zusammenhang mit der Weltesche Yggdrasil aus der Edda
und dem immergrünen Kultbaum des Tempels von Uppsala. Das Jahr
der ersten Erwähnung in den „Annales regni Francorum“ markiert auch
die Zerstörung der Irminsul durch Karl den Großen, der seine Missionare
damit beauftragte, an dieser Stelle eine Kirche zu erbauen. Nachdem der Fuldaer
Abt Sturmi(us) 785 eine steinerne Basilika hatte errichten lassen, fand dort
im Jahr 799 angeblich ein Treffen zwischen Karl und Papst Leo III. statt,
der bei dieser Gelegenheit auch die neue Kirche geweiht habe. Das angeblich
von Karl bereits 780 gegründete Kloster Obermarsberg, soll von seinem
Sohn, Ludwig dem Frommen, im Jahre 826 zusammen mit der Kirche dem Kloster
Corvey übereignet worden sein. Im Jahr 900 verlieh der letzte karolingische
Herrscher des Ostfränkischen Reiches, Ludwig IV. „das Kind“ der im Tal
unterhalb der Burg gelegenen Villa Horhusen (heute: Niedermarsberg) neben
einem öffentlichen Markt auch Münz- und Zollrechte. Nachdem die
Burg 1115 durch Friedrich von Arnsberg und 1145 erneut durch Volkwin von
Schwalenberg zerstört worden war, ließ der Abt Thetmar von Corvey
zwischen 1205 und 1208 die Befestigungen wieder aufbauen.
|
|
|
Der Kölner Erzbischof und
Kurfürst Engelbert I. vom Berg veranlasste die Umsiedlung eines
großen Teils der Horhusener (Niedermarsberger) auf die befestigte Eresburg
(Obermarsberg). Nach und nach brachten diese auch alle Privilegien mit. Seit
1222 ist ein Bürgergericht und eine städtische Verfassung urkundlich
bezeugt. Die Horhusener Münze, folgte um 1225 mit zur Oberstadt.
In einer Urkunde aus dem Jahre 1229 verpflichteten sich die Bürger gegenüber
dem Fürstbischof von Paderborn, Bernhard IV. zur Lippe, eine Kirche
zu erbauen. Die dem Nikolaus von Myra geweihte St. Nikolaus-Kirche
,auch genannt (Bild links) wurde im September 1247 das erste Mal erwähnt.
Dieser Heilige wurde insbesondere von Kaufleuten als Schutzpatron verehrt,
was darauf schließen lässt, dass die Bürger beider Städte
keine Bauern, sondern Handwerker und Kaufleute waren. Das Wappen von Obermarsberg
geht auf die seit dem 13. Jahrhundert in der Stadt geprägten
Münzen, die den Buchstaben A neben dem Schutzheiligen Petrus zeigten
zurück. Der Buchstabe "A" soll wiederum an die erste christliche
Eroberung im Land der heidnischen Altsachsen und den Beginn ihrer Mission
erinnern.
|
|
|
|
Die dreischiffige Hallenkirche
des St. Nikolaus zählt mit ihrem nahezu quadratischen Chor zu den besten
Sakralbauten der frühen Gotik in Westfalen.
Die relativ schmucklose Westfassade (Bild links) wird durch den achteckigen
Turm. Auch das Portal der Westfassade, welches nicht als Eingang dient, ist
mit seinem Blendgiebel und dem schmucklosen Gewände recht einfach gestaltet.
Das prächtigste der drei Kirchentore ist das Südportal (Bild
Mitte). Die Säulen und ihre Kapitelle in ihrer dreifach getreppten Laibung
erden durch Laub- und Rankenwerk schmuckvoll verziert . Gleiches gilt für
die sich über den Spitzbogen verlängernden Archivolten. Ausgehend
von den inneren Säulen bildet sich ein flacher Kleeblattbogen, in dessen
Feld der Schutzpatron St. Nikolaus thront. Wie über dem Nordportal ist
hier ein Radfenster mit sechs Dreipässen zu finden. Der
Förderverein Historisches Obermarsberg ev.
, der sich auch für die Restaurierung und den
Wiederaufbau eines Teiles der alten Stadtbefestigung oberhalb des jüdischen
Friedhofs engagiert wurde ein Sagenrundweg eingerichtet. Nicht der
nach vorne zeigende Reiter, sondern der grüne Pfeil unter ihm weisen
den Weg (Bild rechts).
|
|
|
|
Die Station des Sagenrundweges
und das Straßenschild vor dem historischen Backhaus lasen an
die alten Sachsen erinnern.
|
|
|
Das Alte Rathaus
(Bild links) wurde im kleineren Stile wieder aufgebaut, als der Originalbau
von 1650. Bis 1827 als Gerichtshaus genutzt, wurde es anschließend
ein Wohngebäude. Seine Renovierung erfolgte 1847. Der Großvater
des heutigen Eigentümers kaufte 1922 das von einem Blitzeinschlag beschädigte
Haus und setzte es wieder Instand. Am Schandpfahl, auch Pranger
Kaak oder auch Kook (Bild links) genannt, wurden hauptsächlich
im 16. Jahrhundert zumeist des Mund- oder Feldraubes, der Schlägereien
oder Trunksucht verurteilte Delinquenten der Öffentlichkeit zur Verspottung
und Abschreckung präsentiert. Anlässlich der 1200-Jahrfeier von
Obermarsberg im Jahre 1972 wurde der Pranger, an dem einst die Verurteilten
mit Fußfesseln und Halsband gefesselt worden waren, renoviert. Unter
Mitwirkung des LWL-Landesdenkmalamt Münster wurden im Jahre 2001 weitere
fachmännische Restaurierungsarbeiten, an dem seit 1922 in Privatbesitz
befindlichen Schandpfahl, durchgeführt.
|
|
|
Zu den heute noch vorhandenen
Resten der einstigen Stadtbefestigung gehört der Buttenturm (Bild
links) Neben dem Wasserturm gehörte er zu den sieben 7 Festungstürme
der Stadtmauer. Sein Name leitet sich von dem Begriff „bouten“ (außen)
ab, weil er der Außenturm der Festung war. Durch die strategische
Lage des Turms, der in seinem Inneren das heute noch zu besichtigende
Verlies beherbergte, galt die Eresburg lange als schwer einnehmbar.
Nach der Zerstörung der Stiftskirche und des Benediktinerklosters
im 30jährigen Krieg ließ der Stiftspropst, Kaspar von Reusche,
im Jahre 1759 den Benediktusbogen (Bild rechts) errichten. Unter einem
Muschelbaldachin steht die Statuette des Heiligen Benedikt.
|
|
|
Die Stiftskirche St. Petrus
und St. Paulus stammt in ihrer heutigen Gestalt aus der zweiten Hälfte
des 13. Jahrhunderts, nachdem ihre Vorgängerinnen, eine Holzkirche von
772 und die Basilika Karls des Großen von 785, zerstört worden
waren. Das zu den ältesten Kirchen Nordrhein-Westfalens gehörende
Gotteshaus wurde im romanisch-gotischen Übergangstil gebaut. Der 53
Meter hohe Westturm stammt jedoch aus dem Jahr 1410. Sein Mauerwerk
wurde nach den schweren Zerstörungen des 30jährigen Krieges, zur
Gewinnung von Steinen für den Wiederaufbau der Kirch, um sieben Meter
abgetragen. 1817 wurde die Kuppelspitze durch einen Brand zerstört und
1829 durch die jetzige Pyramide ersetzt. |
|
|
|
Eine stark verwitterte
Kalksteinstatue (bild links) aus der Renaissancezeit (um 1600) stellt
einen gepanzerten Ritter mit Helm, langem Mantel, Schwert und Kirchenmodell
dar. Im Volksmund wird sie als Rolandsstatue bezeichnet, da Karl der
Große dort weilte und den Ort mit königlicher Freiheit auszeichnete.
Das Kloster besaß somit Immunität, so dass derjenige, der dorthin
flüchten konnte, von einer Strafverfolgung befreit war. Die Kirche auf
dem Arm der Statue weist auf Karl den Großen hin, auf dessen Weisung
die Basilika 785 erbaut wurde. An der Wand der Turmhalle findet sich eine
bronzene Tafel, die anlässlich der 1200 Jahrfeier
Obermarsbergs an Karl den Großen, Abt Sturmius und die Zerstörung
der Iriminsul erinnert (Bild Mitte).
Die 1938 ausgegrabene stark stilisierte Nachbildung
der Irminsul (Bild rechts), steht von Gestühl verdeckt an der Nordmauer
im Kircheninneren.
|
|
|
|
Die einst neunästige Irminsul
wurde nicht nur als Schmuck der Kirchenbänke übernommen (Bild
links), sie fand auch allgemeinen und allegorischen Eingang in die
christliche Symbolik
. Thankmar, dem Halbbruder Kaiser Ottos I. (Bild rechts)
nützte das Kirchenasyl wenig, denn er wurde 938 vor dem Altar durch
einen Speer getötet, den ein Krieger durch ein Fenster auf ihn geworfen
hatte.
|
|
|
Kurz hinter dem Ortsausgang Obermarsberg
und 300 Meter nach dem Besucherbergwerk Kilianstollen gelangt man rechts
auf das Gelände des SSV Marsberg e. V., der seit 1974 das traditionelle
Bogenschießen betreibt. Neben einem Waldparcours wurde dort
das Bogendorf Eresburg mit zahlreichen Kulissen und modifizierten
Waffen und Utensilien errichtet, mit denen die letzten großen Abenteuer
ohne Gefahr für Leben und Gesundheit nachgespielt werden können.
|
|
|
Beim
„Kampf um die Eresburg“
kommt alles zum Einsatz, was der mittelalterliche
Erfindergeist je ersonnen hat.....
|
|
|
|