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Obodriten & Ranen

Alt-Westslawische Siedlungen

in Mecklenburg-Vorpommern

 

Um 220

Der Untergang des Römischen Imperiums und die damit eng einhergehende "Völkerwanderung" bedeutet für viele germanische Stämme die Verlagerung ihres Siedlungsraumes. So kommt es auch im Norden des heutigen Deutschlands zu Abwanderung großer Teile der dort ansässigen Völkerschaften. Die Stämme des Oderraumes schließen sich (wie heute angenommen wird) den Goten auf deren Weg zum Schwarzen Meer an.

Um 490

Die Stämme des heutigen westlichen Mecklenburg folgen (nach heutiger Annahme) der Wanderung der Langobarden nach Mähren.

7. Jh.

Durch das Vordringen der Awaren aus den Steppe Asiens zum Zug nach Westen gedrängt, wandern Slawische Stämme aus Ost- und Ostmitteleuropa in die nunmehr schwach besiedelten fruchtbaren Gebiete der südlichen Ostseeküste ein.

Um 800

Die westslawischen Stämme leben in einem Gebiet, das sich von Nordostbayern über Thüringen und das Elbgebiet bis ins östliche Schleswig-Holstein erstreckt.
Nachdem Sieg Karl des Großen über die Sachsen, sind die Slawen zu unmittelbaren Nachbarn des Fränkischen Reiches geworden, mit dem sie in ständige militärische und politische Auseinandersetzungen gezogen werden.

Karte VölkerDas gleiche gilt für die Auseinandersetzungen mit den ebenfalls auf Expansion drängenden Dänen im Norden.
Auch die Kämpfe der einzelnen Stämme untereinander prägen die Geschichte der Westslawen, die nach aktueller Bündnispolitik oder/und militärischem Geschick der Stammesführer ständig wechseln und zu zeitlich und regional unterschiedlichen Graden von Selbstständigkeit, Tributabhängigkeit oder totaler Unterwerfung führen.
Den Versuchen zur Eingliederung südlich der Ostsee gelegener Gebiete in das Ostfränkische Reich sind für lange Zeit keine Erfolge beschieden.

Um 850

Tempelort Fluchtburg

In Ostholstein und dem westlichen Mecklenburg siedelt der Stamm der Obodriten mit seinen Teilstämmen der Wagrier, Polaben, Kessine und Warnower.
Ostmecklenburg und Vorpommern ist von den Wilzen bewohnt, während auf Rügen die Ranen und an der Elbe die Lionen siedeln.
Von den Warnowern, einem Stamm der Obodriten, wird im westlichen Mecklenburg in der Nähe des heutigen Groß-Raden der zentrale Tempelort gegründet:
Vom einheitlichen Bauschema der Häuser weicht nur ein 7 x 11 m großes Gebäude (Tempel des Gottes Radigast ?) ab, das aus einer doppelseitigen Stabbohlenwand errichtet wurde. Die äußeren Bohlen haben die Form abstrahierter, anthropomorpher Silhouetten. Das Gebäude ist außerdem von einer einfachen Einhegung aus regelmäßig gesetzten Pfosten umfriedet.

Um 900

Nach einer Zerstörung (Brandspuren) von Siedlung und Tempel, werden diese neu aufgebaut. Zum neuen Standort des völlig anders konstruierten Tempels wird nun die Insel. Um das Heiligtum herum wird ein kreisrunder, mindestens 8 m hoher Wall aufgeschüttet, der einen inneren Durchmesser von 25 m hat.

Polen, der mächtigste westslawische Feudalstaat dringt zeitgleich mit dänischen Wikingern in die Odermündung vor und beansprucht wie diese das umliegende Küstenland und die Inseln. Die meisten Wikinger wurden sesshaft und vermischten sich mit den Slawen. Es entstanden ethnisch gemischte Siedlungen, wie Menzlin in der Peeneniederung bei Anklam.

937

Mecklenburg-Vorpommern Westslawisches Siedlungsgebiet

Im heutigen Mecklenburg,
Teilen Ostholsteins und Vorpommerns
wird von König Otto I.
die Mark der Billunger errichtet.

Um 950

Die Jomswikinger (Inselwikinger), die eigentlich den Einfluß Dänemarks garantieren sollten, treten in den Kriegsdienst des polnischen Herzoges Mieszko I., sichern für ihn die Seegrenzen und erhalten dafür die Autonomie in dem ihnen zugesprochenen Küstenland (Gau Jom). Als wehrhaftes Zentrum erbauen sie ihre sagenhafte Jomsburg (wahrscheinlich gegenüber von Peenemünde im Spandowerhagener Wiek) und beherrschen mit ihrer Flottenmacht von 300 Schiffen den gesamten südlichen Ostseeraum.

966

Der polnische Herzog Mieszko lässt sich taufen

Um 967

Der islamische Reisende Ibrâhîm ibn Ja´qûb besucht die westslawischen Stämme der Ostseeküste.

982

Der sogenannte Luitzenaufstand, dem sich auch die Wilzen und Stämme der Sorben anschließen beendet zunächst alle Expansionsversuche des Deutschen Reiches im Raum zwischen Elbe und Oder. Die Bistümer Mecklenburg und Ratzburg erlöschen.

Um 995

Feldzug Kaiser Ottos III. gegen die im heutigen Mecklenburg ansässigen Slawen. In dieser Zeit kommt es zu mehreren Zerstörungen an der Siedlung Großen-Raden, die schließlich aufgegeben wird. Der christliche polnische Herzog Bolizlaw macht sich das Land östlich der Oder tributpflichtig.
Missizla, der Fürst der Obodriten bekennt sich zwar öffentlich zum Christentum, hängt im Geheimen jedoch der alten Religion an und lässt die Christen verfolgen.

Um 1000

Herzog Boleslaw I. von Polen erhält eine Nachbildung der Heiligen Lanze und wird als "Bruder und Mithelfer des Imperiums" bzw. "Freund des römischen Volkes" bezeichnet. Kaiser Otto III. bezieht Polen auf diese Weise in sein römisch-christliches Universalreich ein.

Um 1043

Die dänische Flotte zerstört die Jomsburg der abtrünnigen Wikinger.

Um 1160

Der sächsische Herzog Heinrich der Löwe und der Dänenkönig Waldemar dringen mit ihren Heerscharen gemeinsam in das Stammesgebiet der Obodriten ein. Fürst Niklot wird von deutschen Rittern ermordet und seine Burgen in Dobin, Ilow, Mecklenburg, Schwerin und Werle zerstört.

Um 1161

Die Streitmacht des Dänenkönigs waldemar zerstört die slawische Burg "Roztoc" an der Stelle der heutigen Hansestadt Rostock.

Um 1166

Währen des zweiten großen Slawenaufstandes ist der greise Bischof Johannes mit seinen Anhängern als Gefangener auf der slawischen Mikilinburg (Mecklenburg bei Wismar). Am 10. November wird er in Rethra öffentlich geschlagen, verhöhnt und zerstückelt. Sein auf einen Spieß gepflanzter Kopf wird dem slawischen Gott Radigast zum Opfer gebracht (Helmold von Bosau).

Um 1167

 

Der Sohn des ermordeten Fürsten Niklot, Pribislaw (Foto rechts), nimmt das Christentum an und wird dadurch zum Begründer der Prebislidendynastie, die als Herzöge (ab 1816 Großherzöge) in Mecklenburg bis 1918 herrschen sollen.

Obodritenfürst Prebislaw

(Gemälde aus dem
Münster v. Bad Doberan)

Swantevit-Nachbildung

Swantevit-Nachbildung (Kap Arkona)

Um 1168

Zerstörung der Tempelburg von Arkona Rügen.
Im Zuge der Besiedlung westslawischen Stammesgebiets durch deutsche und andere westeuropäische Siedler kommt es zur Zerstörung weiterer heidnischer Kultstätten. Neben Tempeln mit Götterbildern fallen auch heilige Haine der Christianisierung zum Opfer.

 

Götter der Rügenslawn Der slawische Burgwall

Um 1200

An der Stelle der zersörten slawischen Burg "Rozstoc" gründen deutsche Handwerker und Kaufläute die Stadt Rostock, die im Jahre 1259 der Hanse beitritt.

Im weiteren Verlauf des Mittelalters werden durch die Expansion des Deutschen Reiches alle zwischen Elbe und Oder ansässigen westslawischen Stämme militärisch besiegt, christianisiert und assimiliert....

2005

....mit Ausnahme der Sorben (Buchtipp), die sich bis heute ihre eigene Sprache, Kultur und katholische Religion (in einem protetantsichen Umfeld) bewahrt haben. - Doch dies ist eine andere Geschichte.