• Letzte Aktualisierung: 04.01.2013

  • Besucher bisher: kostenloser counter


timediver® Logo







Die Bilder sind lediglich eine kleine Anregung, die keinesfalls einen Besuch dieses einzigartigen Museums ersetzen kann.
Alleine die fantastische Rekonstruktion der Grabkammer lohnt auch eine längere Anreise!


Nach einem Besuch der Mega-Ausstellung "Die Welt der Kelten", die vom 15. September 2012 bis zum 17. Februar 2013 in Stuttgart stattfindet (siehe am Ende der Seite), machte timediver® am 22.09.2012 auf dem Rückweg einen kleinen Abstecher nach Eberdingen zum Keltenmuseum Hochdorf/Enz . Anders als bei der großen Landesausstellung ist hier das Fotografieren erlaubt. Die Kommentare zu den Bildern wurden auf der Grundlage der enstprechenden Begleittexte des Museums verfasst.


Zum Lesen des Textes (Foto links) bitte rechte Maustaste drücken und im Kontextmenü "Grafik anzeigen" anklicken. Die aus grobem Ton geformten Webgewichte sorgten für die Straffung der Kettfäden am Gewichtswebstuhl (Foto rechts).
 

Bei der Fertigung der Klinefigur (Kline: altgriechisch = Ruheliege mit aufgebogenem Kopfende) wurden zunächst die Guss- und Luftkanäle, die sich mit Bronze gefüllt hatten, entfernt. Die Bruchstellen wurden gefeilt und geglättet. Nun konnten die Bohrungen und Applikationen angebracht werden. Entsprechend der Mode wurden Löcher gebohrt, die man mit  kleinen Korallen füllte.  Die kleinen Brüste in Form von Kugeln steckte man mit Nieten auf, bevor man die separat gegossenen Räder anmontierte.



Das linke Foto zeigt von oben nach unten Schlangen-, Pauken-, Fusszier- Tierfibeln aus Hallstatt D 1 - D3 und  Frühlatène A . Verschiedene Punzarbeiten (Foto Mitte) sowie einen Nagelschneider aus Eisen, ein Dolch und diverse Bernsteinperlen (Foto rechts).


Vier Fertigungsphasen zur Herstellung eines Metallrings (Foto links). Szene von auf der Situla von Bologna mit zwei Musikanten (Foto rechts).



Der Keltenfürst von Hochdorf mit Bogen und Angel sowie seinen Herrschaftsattributen Birkenrindenhut, Prunkdolch, Hals-/Armring und Fibeln aus Gold. Zwei Frauen mit Trinkhörnern und dem bronzenen, aus Südeuropa stammenden Löwenkessel aus dem Fürstengrab von Hochdorf. (Foto rechts).
Die Pyramide mit einem Adligen an der Spitze entspricht wohl der keltischen Gesellschaftsstruktur im 6. Jahrhundert vor Christus, die sich auch in den Bestattungsriten offenbarte. So stehen den mit einem beträchtlichen Aufwand errichteten Grabanlagen, in denen die Verstorbenen mit reichen Beigaben ruhen, weitaus schlichter ausgestattete Körpergräber gegenüber. Andere Tote wurden verbrannt und ohne Beigaben beigesetzt. Die offensichtlich unterschiedlichen Bevölkerungsgruppierungen lassen sich nur grob nach dem materiellen Reichtum der Gräber einteilen und darin eine soziale Abstufen vermuten. Mangels fehlender Schriftlichkeit fehlt  jedoch jedwede tiefere Einsicht in die Zusammenhänge der Bestattungsriten. In welcher Form sich hierbei Ansehen, bestimmte Fertigkeiten, unterschiedliche Jenseitsvorstellungen oder gar kultische Kräfte des Einzelnen in der Sepulkralkultur wiederspiegeln, ist bisher verborgen geblieben. Die Kopie der Steinstele von Ditzingen-Hirschlanden zeigt die Statussymbole eines Keltenfürsten (Foto rechts), wie sie in dieser  Kombination von konischem Hut, Halsring und Dolch auch im Grab von Hochdorf gefunden wurden.


Beispiel einer keltischen Punzarbeit  (Foto links). Ein Poster des bronzenen Sitzmöbels aus dem Fürstengrab von Hochdorf (Foto rechts). Das Original ist ist im Besitz des Landesmuseum Stuttgart und momentan in der dortigen Sonderausstellung zu sehen.


Auf der Rückenlehne des bronzenen Sitzmöbels ist die Fahrt in einem vierräderigen Wagen dargestellt, wobei der Wagenlenker die beiden mit einem Joch miteinander verbundenen Hengste mit einem  Treibstachel dirigiert (Foto links). Eine weitere Abbildung zeigt den Kampf zweier Schwertkämpfer, von denen der rechte ein Linkshänder ist  (Foto rechts).


Der Bildzyklus zeigt das Anlegen...


...und die Ausstattung des Fürstengrabes...
 
...die Beisetzung des Fürsten...


....und das anschließende Aufschütten des Grabhügels.


Nur mit Weidenkörben und Spathölzern gestaltete sich die Aufschüttung des Grabhügels (7000 Kubikmeter Erde) recht aufwendig und arbeitsintensiv, so dass sicherlich die gesamte Siedlungsgemein- schaft mit Hand anlegen musste. Als Symbol für das Keltenmuseum Hochdorf/Enz weist die Silhouette der Klinenfigur auch den Weg zum rekonstruierten Fürstengrab im Untergeschoss. (Foto rechts).


Die mit den selben Punzmustern versehenen Artefakte stammen aus der selben Werkstatt. Bei der Rekonstruktion des Grabhügels (Foto rechts) konnten moderne Maschinen eingesetzt werden .


Der fertige Grabhügel zeigte auf den ersten Blick die Macht und den Einfluss des hier bestatteten Toten, zerfiel jedoch danach im Laufe der Zeit. Fast alle frühkeltischen Grabhügel  wurden bereits kurz nach ihrer Fertigstellung als Bestättungsplätze weitergenutzt. In dem fast völlig eingeebneten Hügel von Hochdorf war jedoch nur noch ein solches Grab erhalten geblieben. Als Totenopfer ist eine Mann in einer Steinkammer am Hügelrand begraben worden. Ein weiterer Toter wurde während der lange dauernden Aufschüttung des Hügels beigesetzt. Die Rekonstruktion einer Wagenfahrt des Hochdorfer Fürsten (Foto rechts).


Die Rekonstruktion der Grabkammer...


....mit Kopien der wertvollen Grabbeigaben.


Rekonstruktionszeichnung einer keltischen Siedlung mit fünf separaten Höfen (Foto links). Unmittelbar neben dem Museum wurde ein keltisches Gehöft nachgebildet (Foto rechts).


In der Hochdorfer Siedlung wurden über 40 Grundrisse von Grubenhäusern freigelegt, der Nutzfläche zwischen 8 - 38 Quadratmeter differierte.  das am besten erhaltene Grubenhaus besaß eine Tiefe von einem Meter. Nach Ausweis der Funde dienten die Grubenhäuser vorwiegend als Werkstätten für Weberei, Bronzehandwerk oder Schmieden. Rekonstruiert und nachgebaut wurde ein Grubenhaus mit vier Eckpfosten, zwei Firstpfosten an den Schmalseiten und einem Mittelpfosten. Die Pfostenlöcher sind bis zum 40 Zentimeter tief. Das Haus hat eine Länge von 5,10 Metern, während es 4,15 Meter breit und ca. 4 Meter hoch ist. Für den Anbau un die Bohlenständerwände wurden Rundhölzer verwendet. Neun Pfosten tragen das Satteldach mit Schindeldeckung. Auf den drei Firstpfosten liegt die Firstpfette und auf der Längsseite auf drei Pfosten  die zwei Fußpfetten. Zwischen den Dachsparren gibt es eine Querverbindung.


Der Grundriss auf dem der Nachbau dieses großen Hauses beruht wurde 1990 freigelegt. Die Erdverfärbungen die von den Hölzern zurückgeblieben waren, ließen auf ein Schwellbalkenhaus mit einer Grundfläche von 10 x 14 Metern schließen. Vom Befund der Grabung konnte davon ausgegangen werden, dass die dachtragenden Pfosten mittels Querhölzern zu Pfostenpaaren zusammengefasst waren. Auf den Jochen liegen in Längsrichtung zwei kräftige Balken, die beiden Seitenpfetten und oben in der Mittelachse die Firstpfette. Das haus hatte eine Bohlen-Ständerwand besessen. Der Fussböden wurde einfach mit gestampftem Lehm rekonstruiert, ein Bretterboden wäre jedoch genauso gut vorstellbar. Das dach war in keltischer Zeit noch nicht mit Ziegeln, sondern organischem Material gedeckt. Das könnten Holzschindeln oder Langstroh gewesen sein, wobei ein Strohdach keinen Kamin benötigt, denn der rauch kann durch die Halme abziehen. Dabei wird das Stroh konserviert und bleibt ungezieferfrei.


Zu jedem Hof gehörten mehrere Erdkeller und/oder Silos. Der obere Teil des Erdkellers ist röhrenförmig als Einstiegsloch gebaut, der untere erweitert sich zu einer  Kammer mit zumeist ebener Sohle. Solche Keller unterschiedlicher Größe sind wahllos über die gesamte Siedlungsfläche verteilt. Dieser ist  1,20 Meter tief und an seiner Sohle 1,85 Meter breit. Die Keller wurden nicht in den Häusern sondern im Gelände angelegt.


In einem Hochspeicher mit abgehobenen Boden konnte Getreide trocken und sicher vor Nagern gelagert werden. Der hier rekonstruierte Hochspreicher hat eine Grundfläche von 3 x 2,5 Metern. Auch ein ganzer oder teilweise angebrachter Lehmverputz des offenen Flechtwerkes wäre denkbar. Das Dach des Speichers wurde mit Holzschindeln gedeckt.

Die nicht im Museum ausgestellte Karte zeigt Wanderungen, Landnahmen und Einfluss der Kelten bis ins 1. vorchristliche Jahrhundert. Sowohl auf der Seite "Keltenjahr 2012" als auch zur großen Ausstellung "Die Welt der Kelten" in Stuttgart  lassen sich Flyer downloaden. Hierzu das entsprechende Logo anklicken.

timediver®'s Rezensionen & Empfehlungen