• Letzte Aktualisierung: 05.09.2011

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N O R M A N D I E

Bayeux
                       



Wenn man aus Richtung Caen die N 13 geradeaus weiterfährt gelangt  man an einen Round Point, der dem Gedenken an den Supreme Commander Allied Expeditionary Force (Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte) bei der Landung in der Normandie und späteren 34. Präsidenten der USA, Dwight „Ike“ David Eisenhower (14. 10.1890 - 28. 03.1969) gewidmet ist (Foto links). Eine am Flüsschen Aure gelegene Mühle  (Foto rechts).


Die restaurierten Reste eines gallorömischen Walls aus dem späten 3. Jahrhundert nach Christus und eines daran angelehnten Gebäudes aus dem 10. Jahrhundert (Foto links) befinden sich direkt neben La cathédrale Notre-Dame de Bayeux, die auf dem vermuteten Forum des römischen Augustodurum und und den Fundamenten eines 891 von Normannen zerstörten karolingischer Vorgängerbaues errichtet wurde. Als vorromanische Kathedrale unter Herzog Herzog Rollo aufgebaut, fiel sie dem Großbrand vom Bayeux im Jahre 1047 zum Opfer. Blick auf die Südseite mit Vierungsturm, der in den 1850er Jahren durch aufwendige Baumaßnahmen vor dem Einsturz, bzw. Abriß gerettet werden konnte. Mit einem zweiten Geschoss und einer neugotischen Dachkuppel erhielt er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert dann seine heutige Gestalt. (Foto rechts).


Nach dem Wiederaufbau als Bischofskirche fand die erneute Weihe – zeitgleich mit der Fertigstellung des Wandteppichs - am  14. Juli 1077 durch Odo von Bayeux statt, den Bischof von Bayeux, Earl of Kent und Halbbruder von Wilhelm dem Eroberer.




Am reich mit Skulpturen verzierten gotischen Westwerk befinden sich ein Haupt- und zwei Nebenportale, neben denen sich zwei wuchtige, spitze Türme von 75 Meter Höhe erheben. Über dem Weltgerichts-Tympanon (1427) am Hauptportal befindet sich eine Empore hervor, über der sich ein vierbahniges Maßwerkfenster wölbt. Darüber wiederum, d. h. zwischen den beiden Türmen steht eine Reihe von zehn herabblickenden Gewändefiguren (Foto links). Die Kathedrale hat den Grundriss einer dreischiffigen Kreuzbasilika von 96 Meter Länge. Die Seitenwände des Hauptschiffes sind in drei Abteilungen gegliedert. Das sechsjochige Kreuzrippengewölbe über Obergaden und Triforium befindet sich in einer Höhe von 23 Meter und spannt sich über Breite von zehn Metern. (Foto Mitte) Der Kern des Kirchenbaus und die unteren Teile der beiden Türme sind im romanischen Baustil errichtet, was durch ein Modell (Foto rechts) deutlich wird.


Durch jeweils sechs Arkaden gelangt man in die sechs Meter breiten Seitenschiffe. Der romanische Wandschmuck der unteren Abteilung zeigt skandinavische und orientalische Einflüsse , deren ikonographischen Bezüge rätselhaft sind (Foto links) Eine Skulptur zeit den Erzengel Michael mit seinem Flammenschwert als Drachentöter. Der Drache ist gleichermaßen Symbol des Bösen und des Heidentums, das vom Christentum besiegt wird.


Der Kopf mit dem ausgeprägten Gabelbart (Foto links) ist sicherlich kein christliches Symbol. Die Krypta gilt als Rest der vorromanischen Kathedrale. Auf einem gallischen Heiligtum sei die erste Gebetskapelle auf Weisung des Heiligen Exupère († um 410) errichtet worden. Der Bau der ersten Kathedrale erfolgte jedoch erst unter seinem Nachfolger und Begründer des Bistums Bayeux, dem Heiligen Regnobert (Foto rechts und Fotos unten).


Die im Mittelalter zugemauerte und dadurch vergessene Krypta wurde erst im 15. Jahrhundert wiederentdeckt. Dadurch blieb ihre ursprüngliche Ausgestaltung mit zwei Säulenreihen und vereinfachten korinthischen Kapitellen, die sich über ein romanisches Kreuzgewölbe spannen, erhalten. Oberhalb der Kapitelle sind die Bogenlaibungen mit ockerfarbenen Zeichnungen musizierender Engel an unterschiedlichen Musikinstrumenten verziert. In den Aussparungen befinden sich farbenprächtige Fresken und der Gisant (Liegefigur ) des Kanonikers  Gervais de Larchamp. (Foto rechts).


Im Musée de la Tapisserie de Bayeux befindet sich eine historisches Zeitzeugnis, das seit 2007 zum UNESCO-Programm „Memory of the World" (Weltdokumentenerbe) gehört: Der Wandteppich von Bayeux, auch Bildteppich der Königin Mathilda genannt (Foto rechts), ist eine in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstandene beinahe 70 Meter lange Stickarbeit auf einem ca. 52 Zentimeter hohen Tuchstreifen. In 58 Einzelszenen wird die Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm geschildert. Die Erzählung beginnt  mit dem Zusammentreffen von Harald Godwinson, Earl of Wessex und dem angelsächsischen  König Edward. Da sie mit der Schlacht von Hastings am 14. Oktober 1066 endet, fehlen die Schlussszenen mit der Krönung Williams I. the Conqueror (Guillaume le Conquérant) zum ersten normannischen König Englands.
 
 
Szene 18: Das normannische Heer nähert sich dem Ort Dol-de-Bretagne, dessen Herzog Conan fliehen muss und sich abseilt (Foto links).   
Szene 46:
Ein Späher berichtet William von den Truppenbewegungen Harolds (Foto rechts).
 

Szene 51: Die von William ermutigten Kämpfer stürzen sich in die Schlacht Foto links).
Szene 56: Die Armee Harold Godwinsons wird zerschlagen (Foto rechts).


Die Thorvald ist der einzige Nachbau des Kyrkbåt (Kirchboot, von finnisch Kirkkovene) das in Oslo im Museum steht. Dieser Bootstyp wurde in Norwegen bis ins 19. jahrhundert hinein benutzt, um die Leute über den Fjord oder in die Kirche zu bringen (Foto links).  Die zeichnung zeigt die Aufstellung der Truppen Wilhelms und Harolds bei der Schlacht  von Hastings am  14. Oktober 1066 (Foto rechts).


Das Modell einer normannischen Motte, eines vorwiegend aus Holz errichteten Burgtyps, dessen Hauptmerkmal ein künstlich angelegter Erdhügel mit einem turmförmigen Gebäude ist. Derartige Befestigungen werden auch als Erdhügelburg, Erdkegelburg oder Turmhügelburg bezeichnet  Modell des auf Weisung König Williams ab 1078 in London errichteten White Towers. Der typische Dojon (Wohnturm) ist der Kern des heutigen Towers.



Der mit einer Kettenrüstung  und normannischem Nasalhelm geharnischte Reiter zur Zeit der Eroberung Englands (Foto links). Während die mit Lilien verzierte Krone Wilhelms auf sein französisches Erbe hinweist, sind die Drachenköpfe seines Throns Belege für seine skandinavischen Vorfahren. Die riesige Platane an der Place de la Liberté ist einer der letzten noch stehenden Freiheitsbäume Frankreichs, die im Jahre 1797 auf Anordnung der Revolutionsregierung in jeder französischen Gemeinde angepflanzt werden mussten. (Foto rechts).  


Am Abend des 6. Juni 1944 wurde Bayeux von den Sherwood Rangers erobert. Nachdem es einen Tag später offiziell befreit worden war, richtete Charles de Gaulle hier seinen ersten Regierungssitz ein, der Bayeux eine Schlüsselstellung für die Alliierten verlieh. Der Friedhof von Bayeux ist der größte von 18 Commonwealth-Soldatenfriedhöfen in der Normandie. Neben Kanadiern, Australiern, Neuseeländern, Südafrikanern, Polen, Russen, Franzosen, Tschechen und Italienern Briten waren die meisten Gefangenen aus Großbritannien, was auch die Inschrift des Memorials erklärt:
NOS A GULIELMO VICTI VICTORIS PATRIAM LIBERAVIMUS
(Einst wurden wir von William erobert und jetzt haben wir das Heimatland des Eroberers befreit.)



Blick über die Gräberreihen auf die Kathedrale (Foto links). Auf dem Friedhof wurden auch 466 deutsche Soldaten begraben (Foto rechts).


Ein etliche Jahrhunderte altes Fachwerkhaus mit einem herauskragenden Obergeschoss (Foto links. Bronzene Plaketten auf dem Pflaster der Gehwege, die mit einem stilisierten Baum aus dem Teppich von Bayeux verziert sind, weisen den Circuit du Vieux Bayeux aus, auf dessen 2,5 Kilometer langen Strecke 23 besondere Stationen markiert und beschrieben werden (Foto rechts).

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